Warum die Zukunft von Programmatic Print von Haltung, Technologie und Kreativität abhängt

Frau schaut in Kamera mit Zitat zum Thema Warum die Zukunft von Programmatic Print von Haltung, Technologie und Kreativität abhängt

„Das Wichtigste, was Drucker brauchen, ist Leidenschaft für das Produkt“ – Warum Leidenschaft der entscheidende Produktionsfaktor bleibt.

Die Druckbranche steckt mitten in einer tiefgreifenden Transformation. Automatisierung, Datenintegration, Künstliche Intelligenz, Programmatic Print – fast monatlich entstehen neue Technologien, die Produktionsprozesse verändern. Doch trotz all dieser Entwicklungen bleibt ein Faktor unverändert zentral:

Leidenschaft für das Produkt.

Denn Print behält gerade dann seine Stärke, wenn Menschen dahinterstehen, die Qualität sehen, fühlen und glauben können. Leidenschaft schafft Präzision. Leidenschaft schafft Vertrauen. Leidenschaft macht aus Technologie ein wirksames Werkzeug. Genau diese Perspektive prägte das 3. Webinar der Serie Future of Print [von IGEPA group und dem Digital Publishing Report, bei dem Expert:innen aus Druck, Technologie und Datenwirtschaft die Potenziale von Programmatic Print diskutierten.

Was Programmatic Print wirklich leisten kann.

Im Rahmen des Webseminars „Future of Print – Kreativität trifft Automatisierung“ der IGEPA group und DIGITAL PUBLISHING REPORT diskutierten Branchenexpert:innen über die Chancen, Herausforderungen und konkreten Potenziale von Programmatic Print.

Doch wie machen Drucker aus dem Hype-Thema Programmatic Print stabile, zusätzliche Geschäftsmodelle? Die wichtigsten Tipps der Expert:innen.

Die Gesprächsrunde, moderiert von Saskia Köhler (IGEPA group), beleuchtete die Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven:

  • Yves Gautschy (CSO, Drucksachen Express AG),
  • Deborah Köngeter (Wirbelwild),
  • Thorsten Kinnen (Konica Minolta Business Solutions Deutschland) und
  • Max Spies (Leiter OD Data, OD Group)

Personalisierung, die mehr ist als ein Name im Mailing

Frau mit Cappi, Tasche und einer Printmustermappe zum Thema: Personalisierung, die mehr ist als ein Name im Mailing

Ein zentraler Vorteil von Programmatic Print liegt in der Möglichkeit, Kunden individuell und zielgerichtet anzusprechen. Datengetriebene Printpersonalisierung ist längst Standard – doch Programmatic Print geht deutlich weiter.

Yves Gautschy (Drucksachen Express AG) erklärte, dass echte Individualisierung nur entsteht, wenn Kundenerlebnisse vollständig auf Bedürfnisse, Verhaltensmuster und Relevanzkriterien abgestimmt sind.

Die Kombination von Trigger-basierten Printausspielungen und kreativ gestalteten, hochwertigen Printmedien schafft Kundenerlebnisse, die digital nicht reproduzierbar sind.

Während digitale Kanäle oft überfüllt sind, wirkt Print als physischer Touchpoint besonders:

  • haptisch
  • wertig
  • nachhaltig wahrgenommen

Automatisierung schafft Raum für Kreativität


Automatisierung spielt eine zentrale Rolle im Programmatic Print, jedoch nicht auf Kosten der Kreativität. Deborah Köngeter (WirbelWild) betonte, dass Automatisierung nicht Kreativität ersetzt, sondern sie erweitert. Dort, wo Teams früher Ressourcen in Routineaufgaben wie Datenhandling, Layoutadaptionen oder Versandsteuerung investierten, entstehen heute kreative Freiräume.

Ein Beispiel ihrer Arbeit:

Die Live-Produktion personalisierter Lauftagebücher auf der Drupa zeigte, wie Daten in Echtzeit verarbeitet werden können:

  • Name
  • Sprache
  • Lieblingsfarbe
  • Motivpräferenzen

Das Ergebnis: individuelle Einzelstücke mit Massenproduktionseffizienz.

Vorteile von Programmatic Print im Überblick


Vorteil Beschreibung Relevanz für Druckereien
Personalisiertes Kundenerlebnis Empfänger erhält ein individuell passendes Printprodukt Höhere Conversion-Raten, stärkere Kundenbindung
Automatisierte Workflows Weniger manuelle Tätigkeiten, höhere Geschwindigkeit Effizienzsteigerung, geringere Fehlerquote
Skalierbarkeit Kampagnen wachsen mit Datenvolumen Neue Geschäftsmodelle, planbare Prozesse
Hochwertige Haptik Print wirkt physischer und emotionaler als digitale Werbung Differenzierung im Marketing-Mix
Nachhaltige Produktion Druck nur der relevanten Zielgruppen Ressourcenschonung, bessere Ökobilanz
 

Technische Voraussetzungen: Von API bis Datenmanagement


Um Programmatic Print wirtschaftlich zu betreiben, benötigen Druckereien klare technologische Grundlagen. Laut Gautschy gehören dazu:

Checkliste: Technologische Voraussetzungen für Programmatic Print


[ ] Marketing-Automation-Software (z. B. HubSpot, Selligent, Salesforce)
[ ] DSGVO-konformes Datenmanagement
[ ] API-Schnittstellen zwischen Shop, CRM, MIS und Produktionssystemen
[ ] JDF-/JMF-basierte Workflow-Automatisierung
[ ] Tools zur Datenbereinigung und Dublettenprüfung
[ ] Kapazitäten für kurze Rüstzeiten & hochvolumige Kleinauflagen
[ ] Druckmaschinen mit hoher Jobwechsel-Effizienz (Digital/Inkjet)

Diese Infrastruktur verknüpft Kreativität, Daten und Produktion – und macht Print zu einem Echtzeit-Medium.

Nachhaltigkeitshebel im Programmatic Print


Nachhaltigkeitsfaktor Beschreibung Nutzen
Adressdatenbereinigung Entfernung fehlerhafter oder veralteter Adressen Weniger Makulatur, weniger Kosten
Bedarfsgenaue Produktion Versand nur an relevante Zielgruppen Ressourcenschonung
Druck auf nachhaltigem Papier Einsatz von FSC®, PEFC™ oder Recyclingpapieren Stärkung der Markenwerte
Optimierte Versandlogistik Bündelung und Tracking Effiziente, klimafreundliche Prozesse

Herausforderungen und Chancen: Zwischen Komplexität und Kreativität


Trotz der zahlreichen Vorteile bleibt Programmatic Print für viele Akteur:innen der Branche Neuland. Eine der zentralen Herausforderungen besteht darin, die Komplexität zu beherrschen und gleichzeitig Kreativität zu bewahren. Dies erfordert nicht nur technisches Know-how, sondern auch eine enge Zusammenarbeit zwischen Druckereien, Agenturen, Datenanbietern und Kund:innen. Die Bereitschaft, sich auf neue Technologien einzulassen und in Prozesse wie API-Integration, Adressdatenmanagement und Workflow-Automatisierung zu investieren, ist essenziell.

Programmatic Print ist kein Plug-and-Play-System. Viele Betriebe stehen vor ähnlichen Hürden:

Checkliste: Typische Herausforderungen

[ ] fehlende technologische Infrastruktur
[ ] Know-how-Lücken in Dateninterpretation und Automatisierung
[ ] zeitlicher Invest für API-Anbindungen
[ ] kultureller Wandel im Unternehmen
[ ] Angst vor Fehlern beim Umgang mit Daten

Doch die Chancen sind ebenso klar:

  • neue Umsatzpotenziale durch personalisierte Produkte
  • starke Differenzierung im Markt
  • neue Kundengruppen (Marketing, E-Commerce, CRM)
  • höhere Relevanz im Kanal-Mix moderner Kampagnen

Thorsten Kinnen (Konica Minolta) fasste es prägnant zusammen: „Mindset entscheidet – nicht Maschinenpark.“

Fazit: Warum Leidenschaft der Hebel für die Zukunft bleibt


Programmatic Print wird die Branche nachhaltig verändern. Aber Technologie allein reicht nicht. Durch die Verbindung von Automatisierung, Personalisierung und Kreativität können Druckereien nicht nur Prozesse optimieren, sondern auch die Relevanz von Print in einer zunehmend digitalen Welt unter Beweis stellen. Entscheidend bleibt jedoch der Mut zur Veränderung und die Bereitschaft, in neue Technologien und Kundenbeziehungen zu investieren.

Entscheidend bleibt, dass Menschen in Druckereien für das Produkt brennen – für Farbe, Haptik, Präzision, Gestaltung und Verarbeitung.

Denn Leidenschaft sorgt dafür,

  • dass Drucker Prozesse perfektionieren,
  • dass Kundenerlebnisse hochwertig werden,
  • dass Print emotional berührt,
  • dass Fehler früher erkannt werden,
  • dass neue Technologien sinnvoll integriert werden.

Programmatic Print hat das Potenzial, innerhalb der nächsten Jahre vom Nischenprodukt zum Standard zu werden. Umso wichtiger ist, dass Druckereien die technologische Entwicklung mit Herzblut, Expertise und Mut begleiten.

Über die Referenten

Mann mit lockigen Haaren, Hemd und Krawatte schaut in die Kamera

Yves Gautschy


Yves Gautschy ist als CSO (Chief Sales Officer) der Drucksachen Express AG tätig, wo er sich auf die Weiterentwicklung des Unternehmens konzentriert. Zuvor sammelte er als Polygraphic Engineer und gelernter Techno-Polygraf weitreichende berufliche Erfahrungen durch Auslandsaufenthalte sowie in Marketing- und Verkaufsabteilungen von Großunternehmen und bei Werbeagenturen.

Er bringt seine Freude an technischen Herausforderungen ein und ist zudem als Berufsbildner aktiv. Seine Expertise liegt in der Sicherstellung einwandfreier Druckergebnisse.

Frau mit langen Haaren, schaut an der Kamera vorbei

Deborah Köngeter


Deborah Köngeter ist Geschäftsführende Gesellschafterin der WirbelWild GbR, des Dachunternehmens von Marken wie Siegertypen Design und Bit&Black, wo sie seit Januar 2017 Projektmanagement, Produktentwicklung sowie Nachhaltigkeitsberatung in Gestaltung (Digital und Print), Akquise und Öffentlichkeitsarbeit verantwortet.

Sie ist Diplom-Ingenieurin und entwickelte mit WirbelWild die Softwarelösung ManyPrint Solutions.

Mann mit Brille und Hemd schaut in die Kamera

Thorsten Kinnen


Thorsten Kinnen ist als Business Development Manager Commercial Printing bei der Konica Minolta Business Solutions Deutschland GmbH tätig. In dieser Funktion beschäftigt er sich intensiv mit Themen wie der Druckerei 5.0 und der Zukunft der Branche, wobei er den Fokus auf die Nutzung von Daten zur Effizienzsteigerung und Geschäftsoptimierung legt.

Er vertritt das Unternehmen als Experte für Produktionsdruck, Inkjet, Veredelung und Etikettendruck und tritt als Autor zu Themen offener Ökosysteme und automatisierter Workflows auf.

Mann mit Anzug und grauen Haaren schaut in die Kamera

Max Spies


Max Spies ist seit März 2023 Leiter des Geschäftsfelds „Programmatic Print“ bei O/D Print (O/D Ottweiler Druckerei und Verlag GmbH), das er europaweit entwickelt. Er ist maßgeblich am Aufbau und an der Weiterentwicklung der jüngsten Tochtergesellschaft O/D Data beteiligt. Zuvor war er bis Februar 2023 als Senior Consultant und Leiter der Unit Süd bei der zipcon consulting GmbH tätig.

Als ausgebildeter Drucktechniker und Betriebswirt konnte er unter anderem maßgeblich an der Konzeption des Zipcon Onlineprint Preis Index (ZOPI) mitwirken.


FAQ – Programmatic Print & Future of Print


 

1. Was ist Programmatic Print?


Programmatic Print bezeichnet die automatisierte, datengetriebene Produktion personalisierter Druckerzeugnisse. Dabei werden digitale Trigger (z. B. Nutzerverhalten, CRM-Daten oder Events) genutzt, um Printprodukte individuell, in Echtzeit und skalierbar zu erstellen. Der Prozess verbindet Marketing-Automation, Datenmanagement und digitale Drucktechnologien.

 

2. Warum spielt Leidenschaft im Programmatic Print eine so wichtige Rolle?


Leidenschaft für das Produkt ist entscheidend, weil hochwertige Druckergebnisse trotz Automatisierung weiterhin Fachwissen, Qualitätsbewusstsein und handwerkliche Präzision erfordern. Nur wenn Druckereien sowohl Technologie als auch Produktqualität wertschätzen, entstehen überzeugende, konsistente und markenstarke Printkampagnen.

 

3. Welche Vorteile bietet Programmatic Print gegenüber rein digitaler Kommunikation?


Programmatic Print kombiniert die Relevanz digitaler Trigger mit der Wirkung physischer Medien. Vorteile sind:

  • höhere Aufmerksamkeit durch Haptik
  • stärkere emotionale Bindung
  • nachhaltige Wahrnehmung (längere Verweildauer)
  • präzise Zielgruppenansprache ohne Streuverlust
  • bessere Conversion Rates in Multichannel-Kampagnen
 

4. Welche technischen Voraussetzungen benötigen Druckereien für Programmatic Print?


Druckereien benötigen:

  • eine Marketing-Automation-Plattform
  • sauberes, DSGVO-konformes Datenmanagement
  • API-Schnittstellen zwischen CRM, Shop, MIS und Produktion
  • automatisierte Workflows (z. B. JDF/JMF)
  • digitale Drucksysteme mit hoher Jobwechsel-Effizienz
  • Tools für Datenvalidierung und Dublettenbereinigung

Diese Infrastruktur ermöglicht Echtzeit-Produktion, Skalierung und automatische Individualisierung.

 

5. Wie trägt Programmatic Print zur Nachhaltigkeit bei?


Nachhaltigkeit entsteht durch bedarfsgenaue Produktion: Es wird nur gedruckt, was für die jeweilige Zielgruppe wirklich relevant ist. Dies reduziert Makulatur, Papierverbrauch, Energieeinsatz und Versandvolumen. Gleichzeitig erhöhen valide Adressdaten und effiziente Workflows die Ökobilanz jeder Kampagne.

 

6. Welche Herausforderungen bestehen bei der Einführung von Programmatic Print?


Zu den zentralen Herausforderungen gehören:

  • hohe Komplexität bei Datenintegration und Automatisierung
  • notwendiges Fachwissen im Umgang mit APIs und clean data
  • organisatorischer Wandel im Betrieb
  • Investition in Software, Infrastruktur und Know-how
  • kultureller Wechsel von „statischen Aufträgen“ zu dynamischen Produktionsprozessen
 

7. Welche Branchen profitieren besonders von Programmatic Print?


Besonders prädestiniert sind Branchen mit hohen Personalisierungsanforderungen:

  • E-Commerce
  • Handel & Retail
  • Finanzdienstleister
  • Verlage
  • Automotive
  • Non-Profit / NGOs
  • öffentliche Einrichtungen
    Sie alle nutzen datenbasierte Trigger, um individuelle Print-Kommunikation effizient zu skalieren.
 

8. Welche Rolle spielt Datenqualität im Programmatic Print?


Datenqualität bestimmt den Erfolg einer Programmatic-Print-Kampagne. Fehlerhafte oder veraltete Daten führen zu Streuverlusten, höheren Kosten und schlechter Umweltbilanz. Eine regelmäßige Adressvalidierung, Dublettenprüfung und Segmentierung ist zwingend notwendig, um Kampagnen effizient und wirkungsvoll zu steuern.

 

9. Ist Programmatic Print auch für kleinere Druckereien geeignet?


Ja. Dank modularer Software, cloudbasierter Tools und günstiger Einstiegslösungen lässt sich Programmatic Print auch in kleineren Betrieben integrieren. Entscheidend ist weniger die Unternehmensgröße als die Bereitschaft, Prozesse zu digitalisieren und Automatisierung aktiv zu nutzen.

 

10. Wie integriert sich Programmatic Print in den Marketing-Mix?


Programmatic Print funktioniert optimal als Ergänzung zu digitalen Kanälen. Es verbindet digitale Trigger (z. B. Warenkorbabbrüche, Abonnentenverhalten, CRM-Scores) mit hochwertigen Print-Anstößen. Dadurch entsteht ein kanalübergreifender Kommunikationsfluss, der Relevanz, Markenwahrnehmung und Conversion stärkt.