Digitalisierung in der Druckindustrie: Chancen und Strategien für die Zukunft der Druckbranche

Headerbild mit Verlauf und 3 Gesichtern: Future of Print - Webseminar

Warum die Digitalisierung die Druckindustrie grundlegend verändert: Vorschläge von Rüdiger Maaß und Frank W. Siegel


Zusammen mit ihren Medienkunden steht auch die Druckindustrie buchstäblich unter Druck. Mit den Geschäftsmodellen von gedruckter Presse und Werbewirtschaft wackelt auch das des klassischen Auflagendrucks. Um die Akzidenzien „kümmern sich“ unterdessen Internet-Druckereien mit ihrem hochgradig spezialisierten Maschinenpark und mit Preisen, die schwierig wirtschaftlich unterbietbar sind. Ein Nischendasein mit alten Stammkunden mag zwar kuschelig sein, bietet aber längst nicht allen Betrieben die Chance stabilen Wachstums.

Die Digitalisierung in der Druckindustrie ist mehr als nur ein technologischer Wandel – sie ist eine tiefgreifende Transformation. Klassische Geschäftsmodelle wie der Auflagendruck geraten unter Druck, während Online-Druckereien mit spezialisierten Maschinenparks und günstigen Preisen den Markt verändern. Für viele mittelständische Betriebe reicht ein Nischendasein mit Stammkunden nicht mehr aus, um langfristig zu wachsen. Dies stellen Rüdiger Maaß vom Fachverband Medienproduktion und Frank W. Siegel vom Druckdienstleister Obility im Webinar „Digitalisierung beginnt im Kopf“, dem ersten Webinar der Serie „Future of Print“ fest.

Doch die Digitalisierung eröffnet neue Chancen. Sie ermöglicht Druckereien, innovative Geschäftsmodelle in der Druckindustrie zu entwickeln, Prozesse zu optimieren und die Rolle von Print in der digitalen Kommunikation neu zu definieren. Damit wird Print nicht obsolet, sondern zu einem wichtigen Bestandteil einer vernetzten Kommunikationswelt.

Transformation der Druckereien – vom Handwerk zur Industrie


Die Druckbranche war lange durch ihr handwerkliches Selbstverständnis geprägt. Doch heute gilt es, den Schritt hin zur Druckindustrie zu vollziehen. Das bedeutet: Prozesse konsequent digitalisieren, industrialisieren und agil gestalten. Wer sich weiterhin ausschließlich als Handwerk versteht, riskiert den Anschluss an eine digitalisierte Wirtschaft zu verlieren.

Digitalisierung beginnt im Kopf: Die dritte große Transformation in der Geschichte unserer Marktwirtschaft, die Digitalisierung, verändert radikal, wie wir leben und arbeiten. Historikerinnen und Historiker sehen dies als eine der größten Transformationen der Menschheitsgeschichte überhaupt. Wie bei allen Transformationen aber ist es entscheidend, diese nicht als Bedrohung, sondern vor allem als Chance zu sehen. Viele Unternehmen, die in den letzten Jahren verschwunden sind, sind genau an der mangelnden Veränderungsbereitschaft gescheitert. Doch was bedeutet dies konkret?

Druckereien und Druckdienstleister müssen Mut beweisen und zeigen, dass sie bereit sind, in zukunftsweisende Technologien zu investieren. Nur so können sie als Vorbilder für ihre Mitarbeitenden und als verlässliche Partner für ihre Kunden auftreten.

Vom „Handwerk“ zur „Industrie“: Die Gautsch mag ein liebenswerter Brauch sein, aber weder Ihre Mitarbeiter noch Ihre Kunden möchten zu Gutenbergs Zeiten leben. Die Druckbranche sollte sich als „Druckindustrie“ positionieren, nicht nur als „Handwerk“. Während Handwerker digitale Prozesse nutzen können und sollten, ist die Industrie von Natur aus auf digitale Grundlagen angewiesen. Den Mut dazu zu haben und zu zeigen, ist eine Grundaufgabe für Unternehmen, um als Vorbild für ihre Teams zu agieren.

Die eigene Einstellung reflektieren: Unsere Einstellung, geformt durch Triebe, Erfahrungen und Wissen, bestimmt unser Handeln und den Verlauf unseres Lebens. Sie entsteht nicht zufällig, sondern kann durch bewusste Reflexion und das Stellen von Fragen verändert werden:

  • Warum ist etwas passiert?
  • Warum habe ich so gehandelt?
  • Was kann passieren?
  • Was kann ich tun?

Future of Print – die Webseminarreihe

Headerbild FoP - Future of Print

# Thema Datum Uhrzeit Link zum Event
1 Digitalisierung beginnt im Kopf – Wie sich Druckereien auf neue „Zukünfte“ einstellen 09.09.2025 10:00 bis 11:30 Uhr Zum Webseminar Digitalisierung beginnt im Kopf
2 Management im Wandel: Erfolgsfaktoren für die digitale Transformation 16.09.2025 10:00 bis 11:30 Uhr Zum Webseminar Management im Wandel
3 Wo Gestaltung, Daten, Papier & Druck verschmelzen 04.11.2025 10:00 bis 11:30 Uhr Zum Webseminar Wo Gestaltung, Daten, Papier & Druck verschmelzen
4 Programmatic Print im Dialog 11.11.2025 10:00 bis 11:30 Uhr Zum Webseminar Programmatic Print im Dialog
5 Ausblick: Wie die digitale Transformation und Programmatic Print die Branche verändern 18.11.2025 10:00 bis 11:30 Uhr Zum Webseminar Ausblick: Wie die digitale Transformation und Programmatic Print die Branche verändern

Neue Geschäftsmodelle in der Druckindustrie entwickeln


Die Zukunft der Druckbranche liegt nicht allein in klassischen Printprodukten. Gefragt sind Lösungen, die Druck und Medien intelligent verknüpfen. Dazu gehören:

  • Personalisierte Printprodukte durch Datenintegration
  • Crossmediale Kampagnen mit digitaler und gedruckter Kommunikation
  • Web-to-Print-Services und programmatisches Drucken

Solche Modelle zeigen, dass Print mehr kann als Farbe auf Papier – es wird zum wirkungsvollen Instrument in der digitalen Customer Journey.

Mutig sein: Risiken eingehen, in digitale Technologien investieren, ausprobieren, neue Erfahrungen sammeln und Rückschläge als Lernchancen sehen.

Neugierig sein: Neues Wissen aufbauen, sich informieren, austauschen, von erfolgreichen Unternehmen lernen, externe Hilfe hinzuziehen und Personen mit Expertise ins Team holen. Es ist wichtig, auch die „Onliner“ zu verstehen und ihnen die Vorteile von Print klarzumachen.

Sich Zeit nehmen: Sich bewusst Zeit für Reflexion und strategisches Denken nehmen und diese Zeit auch den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einräumen, damit diese sich neue Urteile bilden und mehr Möglichkeiten erkennen können. Die Digitalisierung ist letztlich auch dafür da, Zeit einzusparen, damit man diese für wertschöpfende Aktivitäten wie innovatives Denken nutzen kann.

Kundenerwartungen verstehen und Print in der digitalen Kommunikation positionieren


Die Kundenerwartungen an Druckereien haben sich massiv verändert. Heute reicht es nicht mehr, hochwertige Druckprodukte anzubieten. Kunden wollen verstehen, welchen Mehrwert Print in ihrer Kommunikationsstrategie leistet. Dazu gehören:

  • Awareness generieren und Marken erlebbar machen
  • Print als haptisches Erlebnis in der digitalen Welt
  • Vernetzte Kommunikation zwischen Online- und Offline-Kanälen

Wer diese Erwartungen erfüllt, positioniert Print als unverzichtbares Medium, das digitale Kommunikation ergänzt und verstärkt. Die Sprache der Kunden sprechen bedeutet Druckunternehmen müssen in der Sprache ihrer Auftraggeber versiert sein. Statt von „Aufmerksamkeit erregen“ sprechen diese beispielsweise von „Awareness Generierung“. Hier gilt es, anschlussfähig zu sein. Es reicht nicht, über „Farbe auf Papier“ zu sprechen. Die Branche muss übersetzen, welche Erwartungen und Wünsche Print erfüllen kann. Print hat eine andere Wertigkeit als digitale Kommunikation.

Kundenbedürfnisse müssen verstanden werden. Es geht nicht nur darum, Druck- und vielleicht zusätzlich Vorstufenleistungen anzubieten, sondern zu verstehen, was der/die Kund/e/in wirklich will und welche Probleme Printlösungen für seine spezifischen Kommunikationsziele lösen können. Man spricht heute nicht mehr nur mit dem Drucksachen-Einkäufer, sondern mit einem „Buyer Circle“ (IT, Marketing, Geschäftsleitung etc.), deren unterschiedliche Perspektiven berücksichtigt werden müssen.

Druckprozesse digitalisieren – Effizienz und Agilität steigern


Die Digitalisierung von Druckprozessen ist der Schlüssel zur Wettbewerbsfähigkeit. Sie reicht weit über die digitale Vorstufe hinaus und umfasst sämtliche Geschäftsprozesse.  Die Digitalisierung geht heute über die digitale Vorstufe (Prepress) hinaus, in der die Druckbranche schon früh sehr versiert war. Der Fokus liegt nun auf den „Geschäftsprozessen“ – sowohl internen als auch externen.

Dazu gehören Produktionsplanung, Betriebsdatenerfassung (BDE) und die Eliminierung papierbasierter Auftragsmappen. Dies ist notwendig, um Margen zu erwirtschaften, die Druckprodukte wettbewerbsfähig machen, besonders bei kleinen Auflagen oder Personalisierung. Veraltete Kalkulationssysteme sind oft ein Flaschenhals, der zu Zeit- und Geldverschwendung führt.

Interne Prozesse optimieren

  • Digitale Produktionsplanung und Betriebsdatenerfassung
  • Abschaffung papierbasierter Auftragsmappen
  • Moderne Kalkulations- und Abrechnungssysteme

Externe Prozesse integrieren

  • Schnittstellen für Online-Aufträge und Kundenportale
  • Tracking-Systeme für Lieferungen
  • Anbindung an Logistikpartner und Papierlieferanten

Daten und Software als Werttreiber


In einer datengetriebenen Welt werden Daten zum wichtigsten Unternehmensgut. Sie ermöglichen Personalisierung, Automatisierung und bessere Kundenanalysen. Gleichzeitig ist Software ein zentraler Werttreiber, der die Zukunftsfähigkeit von Druckereien sichert.  In der digitalen Transformation sind Daten das wichtigste und mächtigste Gut. Jedes Unternehmen muss fähig sein, mit Daten umzugehen.

Der Wert von Software und Digitalisierung muss als grundlegende Kenngröße der Zukunft verstanden werden. Es ist kurzsichtig, die Investition in Digitalisierung zugunsten einer neuen Falzmaschine zu vernachlässigen.  Digitalisierung ist ein ewiger Prozess. Unternehmen müssen agil sein, ihre Ziele kontinuierlich anpassen und verstehen, dass es kein festes Endziel gibt.

Initiativen wie „We Love Print“: Gemeinsam für die Zukunft der Druckbranche


Brancheninitiativen wie die We Love Print Initiative zeigen, wie viel Energie und Innovationskraft in der Branche steckt. Sie bündeln Know-how, Leidenschaft und Kommunikation und stärken die Selbstwahrnehmung der Druckindustrie. Statt leise im Hintergrund zu bleiben, tritt die Branche selbstbewusst auf und positioniert Print neu.

Gemeinschaftliche Projekte und Netzwerke helfen dabei, die Vorteile von Print sichtbar zu machen und gemeinsam für seine Relevanz zu kämpfen. So wird deutlich: Die Druckindustrie hat eine starke Zukunft – wenn sie diese aktiv gestaltet.

Die Initiative trägt dazu bei, dass die Branche erkennt, wie viel sie zu leisten vermag und dass sie nicht leise bleiben darf, sondern selbstbewusst auftreten muss.  Es geht darum, dass alle Akteure der Branche – von Lieferanten über Druckereien bis zu Agenturen – gemeinsam für das Medium Print kämpfen und dessen Vorteile kommunizieren.

Die Druckindustrie stärkt ihre Relevanz und Wirkung am besten, indem sie eine proaktive und mutige Haltung zur Digitalisierung einnimmt, ihre internen und externen Prozesse umfassend digitalisiert, die Sprache und Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden versteht und Print als integralen und wertvollen Bestandteil einer vernetzten Kommunikationswelt positioniert.

Fazit: Digitalisierung als Chance für Druckereien und Druckdienstleister Die Digitalisierung in der Druckindustrie ist kein abgeschlossenes Projekt, sondern ein kontinuierlicher Prozess. Druckereien, die mutig handeln, ihre Prozesse konsequent digitalisieren und neue Geschäftsmodelle entwickeln, sichern sich Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig müssen sie die Transformation Druckereien aktiv gestalten, um auf veränderte Kundenerwartungen zu reagieren. Die Zukunft der Druckbranche liegt in der Verbindung von Print und digitaler Kommunikation, in Agilität und in innovativen Geschäftsmodellen. Wer diesen Weg beschreitet, wird auch in einer zunehmend digitalen Welt erfolgreich bleiben.

Über die Referenten

Mann mit Brille: Referent Rüdiger Maaß

Rüdiger Maaß


Rüdiger Maaß ist seit 1998 als Geschäftsführer des Fachverband Medienproduktion e. V. tätig. Neben dieser Tätigkeit arbeitet er erfolgreich als Networker, Fachreferent und Moderator für die Kommunikationsindustrie. Im Januar 2022 gründeten der Fachverband Medienproduktion und Maertterer one-to-one die PPA – Programmatic Print Alliance, ein Netzwerk, das Auftraggeber / Advertiser fürs programmatische Drucken mit der Publishing-Industrie verbindet.

Mann mit Hut und Brille: Referent Frank W. Siegel

Frank W. Siegel


Frank W. Siegel ist Diplom-Betriebswirt und Wirtschaftsingenieur mit Schwerpunkt Informatik. Seit über 25 Jahren begleitet er die Druck- und Medienbranche, insbesondere an den Schnittstellen von Technologie, Vertrieb und Veränderung. Früh erkannte er das Potenzial der Digitalisierung. Zunächst als Produktmanager, dann als Gründer eines Systemhauses, das Druckereien den Einstieg in DTP, Digitaldruck und Web-to-Print ermöglichte. Als Referent und Keynote-Speaker gibt Frank Siegel Impulse für Führungskräfte.