traceless: Nachhaltige Plastik-Alternative aus Getreideresten


Das Start-up traceless stellt aus Nebenprodukten der Agrarindustrie eine kompostierbare Alternative zu Plastik her. Die Gründerinnen Dr. Anne Lamp und Johanna Baare wurden bei der Umsetzung ihrer Idee von Investoren und der Europäischen Union unterstützt. IGEPA stellt das Unternehmen und die Idee dahinter vor.  

© traceless

traceless: Biobasiert und vollständig recyclebar

 

Anne Lamb und Johanna Baare sind zwei junge Unternehmerinnen, die im Jahr 2020 traceless gründeten. Das Start-up stellt ein biobasiertes, vollständig recycelbares und ungiftiges Material her, das sich für eine Vielzahl von Produkten nutzen lässt, bei denen sonst Kunststoffe zum Einsatz kämen – auch Verpackungen. 

„Traceless” heißt so viel wie „spurlos” und bedeutet in diesem Fall, dass selbst bei einer etwaigen Entsorgung in der Natur oder auf einer Deponie keine Spuren zurückbleiben. Solche Produkte werden aus Materialien hergestellt, die sich schnell zersetzen und dabei nur natürliche Nebenprodukte wie Wasser und Kohlendioxid hinterlassen.


Granulatgewinnung aus Getreideresten

 

Das Unternehmen hat weltweit eine Technologie zum Patent angemeldet, die aus Getreideresten ein Granulat gewinnt. Das Material ist für verschiedene Produkte einsetzbar, darunter:

  • Verpackungsfolie
  • wasser- und fettabweisende Beschichtungsflüssigkeit
  • Alternative zu herkömmlichem Hartplastik

 

Der Markt wird allerdings ein umweltfreundliches Material nur dann akzeptieren, wenn es von hoher Qualität und gleichzeitig erschwinglich ist. „Unser Ziel ist es, eine Lösung für die globale Plastikverschmutzung zu finden”, sagt Johanna Baare, Mitbegründerin von traceless im Gespräch mit der IFBHH. „Allerdings darf das alternative Material nicht teurer sein als herkömmliches Plastik.”

Das von traceless entwickelte Material kann qualitativ bereits mit herkömmlichem Kunststoff konkurrieren. Im Gegensatz zu Standardkunststoff, der gefährliche Zusatzstoffe und Chemikalien enthält, kommt das nachhaltige Material ohne diese Schadstoffe aus und reduziert die CO2-Emissionen um bis zu 87 Prozent.

Johanna Baare ist es wichtig, „dass nicht nur das Produkt selbst nachhaltig ist, sondern dass wir alle Wirkungsindikatoren berücksichtigen“. Diverse weitere Aspekte spielten bei der CO2-Bilanz eine Rolle, so Baare. Etwa dass das Rohmaterial nicht aus fossiler Energie hergestellt werde und die Herstellung nicht in Konflikt mit dem Anbau von Lebensmitteln gerate.


Förderung durch Investoren und die EU

 

Es gibt bereits einige Investor:innen, die großes Interesse für das Start-up zeigen oder bereits investiert haben. Das gilt auch für die Europäische Union: Sie hat traceless über das Instrument Europäischer Innovationsrat (EIC) gefördert. Hier war das Unternehmen eines von 65 Teams, die im Oktober 2021 aus 4.000 Bewerbungen ausgewählt wurden. Die Gründerinnen erhielten einen Zuschuss von rund 2,4 Millionen Euro, der für den Bau einer Demonstrationsanlage vorgesehen ist.


Plastikabfälle: Lange Schädigung von Ökosystemen 

 

Früher wurden Kunststoffe aus Erdöl hergestellt, inzwischen bestehen sie meist aus anderen petrochemischen Stoffen wie Polyethylenterephthalat (PET) oder Polypropylen (PP). Die synthetischen Materialien bauen sich viel langsamer ab als herkömmliche Kunststoffe, da sie inzwischen stärker, leichter und/oder haltbarer sind.

Alte Plastiktüten, zerdrückte Plastikdeckel, zerknautschte PET-Flaschen oder benutztes Einweg-Geschirr – leider finden sich heute zahlreiche Plastikabfälle in der Natur wieder. Diese schädigen die Umwelt in vielerlei Hinsicht:

  • Für die Herstellung von Plastik sind fossile Brennstoffe im Einsatz, was zum Klimawandel beiträgt.
  • Kunststoffabfälle können in die Nahrungskette gelangen, Meereslebewesen schädigen und möglicherweise Gesundheitsprobleme beim Menschen verursachen.
  • Plastik wird mit chemischen Zusatzstoffen wie Weichmachern oder Flammschutzmitteln versetzt. Viele dieser Zusatzstoffe machen Kunststoffe flexibler oder haltbarer, schaden aber Gesundheit und Umwelt.
  • Plastik schädigt Ökosysteme langfristig – es kann Jahrhunderte dauern, bis es sich zersetzt. Infolgedessen verbleiben Plastikabfälle lange Zeit in der Umwelt, verschmutzen Boden und Gewässer und schädigen die

Große Nachfrage, großer Produktionsdruck

 

Johanna Baare stellt fest, dass die Nachfrage sehr groß ist und der Markt auf der Suche nach einer echten Alternative zu herkömmlichem Plastik sei. „Das bestätigt uns natürlich in unserem Vorhaben“, so die Gründerin weiter. „Dadurch stehen wir jedoch unter sehr großem Druck, schnell zu produzieren und unser Material in ausreichenden Mengen herzustellen. Das ist aktuell unsere größte Herausforderung.“

So wird es bis zu einer Produktion in industriellen Dimensionen noch etwas dauern – die ersten Schritte und Herausforderungen hat das innovative Start-up aber bereits mit Bravour gemeistert.