Aktuelle Studie: Mehr Verpackung trotz Materialoptimierung

Eine neue Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) zeigt: Obwohl Verpackungen immer weniger Material und Rohstoffe benötigen, ist der Verpackungsbedarf über die Jahre deutlich gestiegen.  

BU: Der jährliche Verpackungsverbrauch steigt weiter an. © Shutterstock/Sergey Mironov  


Verpackungszahlen in Deutschland steigen – aber warum?   


Zum 8. Tag der Verpackungen haben 

  • das Deutsche Verpackungsinstitut e. V. (dvi),
  • die Arbeitsgemeinschaft Verpackung + Umwelt e.V. (AGVU),
  • der Fachverband Faltschachtel Industrie e. V. (FFI),
  • die Industrievereinigung Kunststoffverpackungen e. V. (IK) und der
  • Industrieverband Papier- und Folienverpackungen e. V. (IPV)

 

die Ergebnisse einer aktuellen Studie der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) veröffentlicht.

Die im Mai 2022 durchgeführte Studie untersucht die Entwicklung des privaten Endverbrauchs von Verpackungen über alle Materialien von 1991 bis 2020. Darüber hinaus schlüsselt sie die Ursachen nach Einzelfaktoren auf und ermittelt den Verbrauch nach einzelnen Materialien sowie ausgewählten Produktgruppen (Heimtierfutter, Molkereiprodukte, Einweg-Wasserflaschen, Konserven, Elektrogeräte, Wasch-, Putz- und Körperpflegemittel).

Hintergrund seien laut dvi die vom Bundesumweltamt jährlich veröffentlichten Zahlen zur Menge der Verpackungen in Deutschland. „Diese Zahlen steigen von Jahr zu Jahr“, so das dvi weiter, deshalb habe man wissen wollen:

  • „Warum wird das Verpackungsaufkommen von Jahr zu Jahr höher?“
  • „Liegt es an der Verpackung, am Konsum oder spielen externe Faktoren eine Rolle?“
  • „Welche Szenarien erwarten wir in den kommenden Jahren?“

Mehr Verpackungen trotz mehr Effizienz

 

Immer effizientere Verpackungen benötigen weniger Material und Rohstoffe. Gleichzeitig ist laut Studie der jährliche Verpackungsverbrauch stetig angestiegen: Während 1991 der private Endverbrauch bei 7,65 Millionen Tonnen lag, belief er sich 2020 auf knapp 8,7 Millionen Tonnen.

Die gute Nachricht: In Deutschland konnten im Vergleich zu 1991 durch geringeren Materialeinsatz 92 Prozent (1,6 Millionen Tonnen) des konsumbedingten Verpackungsmehraufwands eingespart werden. Seit 1991 sind insgesamt 23 Millionen Tonnen Material durch leichtere Verpackungen eingespart worden.

Die Zunahme des Verpackungsverbrauchs sei auf das gestiegene Konsumniveau und ein verändertes Konsumverhalten zurückzuführen. „Wenn wir heute noch dieselbe Menge Produkte konsumiert hätten wie vor 30 Jahren, könnten wir pro Jahr 1,7 Millionen Tonnen Verpackung vermeiden”, so das dvi.   

Auch Struktureffekte und soziodemografische Faktoren hätten zu einem Mehrbedarf an Verpackungsmaterial geführt. „Aspekte wie eine gestiegene Zahl kleinerer Haushalte und die vermehrte Nachfrage nach kleineren Packungsgrößen haben mit weiteren 0,9 Millionen Tonnen zur Zunahme des Verpackungsverbrauchs beigetragen.”

In der Summe ergibt sich daraus: Der private Endverbrauch von Verpackungen über alle Materialien hat von 1991 bis 2020 um gut eine Millionen Tonnen beziehungsweise 14 Prozent auf 8,7 Millionen Tonnen zugenommen.


dvi: „Ein bisschen wie bei Hase und Igel“

 

Das dvi sieht ein Wettrennen im Gange, das bessere Ergebnisse bislang nicht zulässt. Auch wenn die Branche die Verpackungen in den letzten 30 Jahren kontinuierlich immer leichter und schlanker gemacht habe, sei jeder Fortschritt vom wachsenden Konsum wieder aufgefressen worden.

„Natürlich zahlen sich die gewaltigen Effizienzgewinne der letzten Jahre aus – im Hinblick auf Umwelt und Klima, aber auch im Hinblick auf die aktuell extrem steigenden Preise und Knappheiten bei Rohstoffen“, heißt es weiter.  

Klar sei aber auch, dass „man Verpackungen nicht unendlich weiter verschlanken kann. Denn an erster Stelle steht der Schutz der verpackten Ware, die einen vielfach höheren Wert und ökologischen Fußabdruck hat als ihre Verpackung“. Bei Lebensmitteln sei der Fußabdruck beispielsweise um das 16- bis 30-Fache größer. Diese Ressourcen gelte es zu schützen.

Die Verpackungswirtschaft setze deshalb bereits seit einigen Jahren massiv auf Lösungen für die Kreislaufwirtschaft, zum Beispiel: 

  • die vollständige Recyclingfähigkeit
  • den Einsatz von Rezyklaten, Mehrweg- und Nachfülllösungen
  • immer neue Anwendungsgebiete für Materialien aus nachwachsenden Rohstoffen

 

„Trotzdem müssen wir unser Konsumverhalten auf den Prüfstand stellen. Als Konsumentinnen und Konsumenten sind wir die Hauptverursacher für die Zunahme des Verpackungsverbrauches. Wenn wir weniger Verpackungen wollen, müssen wir das ändern“, fordert das dvi. Konsumgewohnheiten und Konsumniveau seien unmittelbar mit dem Verpackungsaufkommen verknüpft: „An einer breiteren Konsumdebatte kommen wir nicht vorbei.“